Unser Kind beschließt Dinge. Es beschließt sie sehr plötzlich, und sie sind unumstößlich. So schaffte er jüngst die Schlafsäcke ab, und jetzt fielen die Gitter. Die Bettgitter nämlich. Er ist jetzt nämlich dodal droß und braucht sie nicht mehr. Sicherheitshalber legten wir eine Matratze vors Bett, falls er rausfällt. Er ist aber nicht rausgefallen. Kein bisschen. Er hat einfach nur mit großem Eifer sein Nachtlager abwechslungsreich gestaltet. Und überall, wo ich ihn fand, schlief er tief, selig und in eine Aura vollkommener Seligkeit gebettet – sogar unter (ja, unter) dem Bobbycar.
Freiheitsdrang bei Kindern muss augenblicklich eingedämmt werden – wo kommen wir denn hin, wenn jeder schläft, wo er will? Und vor allem, wo kommt das Kind hin? Zumal ohne seine Decke (aber mit seinem Eisbären, immerhin)? Also in aller Eile gebaut – wir hatten an dem Tag nur ganz wenig Zeit dafür und haben daher improvisiert.
Wer in aller Eile nachbauen will beziehungsweise muss: Wir haben zwei einfache Bretter mit Nut und Feder gekürzt, möglichst exakt so lang, wie der Abstand zwischen Kopf- und Fußende beträgt. Zur Stabilisierung eine zu kurze Sperrholzplatte an die Rückseite geschraubt – notfalls gehen auch zwei Stücke desselben Bretts wunderbar, links und rechts verschraubt, es geht nur um die Stabilität. Dann habe ich auf die dickere Brettseite, über die Nut, ein bisschen Füllmaterial meines alten Sofas getackert, damit der Rand schön weich gepolstert ist (hier geht auch mehrfach gefalteter Stoff oder ein Stück einer alten Decke wunderbar, alles lässt sich mit Heftzwecken wunderbar befestigen). Und weil es so improvisiert war und wir dachten, dass wir eventuell später noch etwas verändern wollen, habe ich das Ganze so bezogen: Aus Reststoff vom Schweden zwei „Kappen“ für die Enden genäht, ganz einfach drangelegt, umgeklappt, die richtigen Stellen mit Strichen markiert und genäht – dann kann man die drüberstreifen. Der gelbe Stoff ist schön kuschlig, ich habe ihn einfach zu einem engen Schlauch genäht und über das Brett gezogen. Er lässt sich ganz leicht wieder abziehen und bei Bedarf waschen oder auch noch besticken oder mit Taschen versehen, in denen nachts kleine Autos oder Pixibücher geparkt werden können.
Bei unserem Kinderbett konnten wir das Brett einfach reinstecken, hält prima, auch ohne irgendwelche Schrauben. Testnacht ergibt: voller Erfolg, Kind schlief zufrieden und glücklich und mit Decke in seiner „Burg“. Puh! Wie ich uns kenne, bleibt es jetzt beim Provisorium … Alle rundum zufrieden also. Nur die Katze wundert sich immer noch. Und zwar darüber, dass wir ihr kein so tolles Bett bauen, wo sie doch auch die ganze Nacht über rumkullert. Sie hat den ganzen Tag in der Burg geschlafen und war sehr verblüfft, als sie abends dem Kind weichen musste. 😉
Ab mit der Katze und dem New-Bed-in-Town und dem dokumentierten Rumkugeln zu Ninas Upcycling-Mekka und zum Creadienstag, und auch zu Made4Boys (Made4Cats gibt es gar nicht, oder etwa doch?), auch wenn die Begrenzung für Mädchen ganz genauso taugt. Aber wenn man unsere kleine Nachbarin fragt, dann taugen auch Ritterkostüme und Müllauto-Applikationen wunderbar für Mädchen, also kein übertriebenes Herumgegendere an einem so schönen Dienstagmorgen. Zu Ninotschkas Alltagshelden schicke ich unser Bettbrett auch noch, obwohl es ja eher ein Allnachtsheld ist. Und ich gehe jetzt nachlesen, was ihr euch heute oder in den letzten Tagen so habt einfallen lassen!
Dania sagte:
danke für schönstes lachen am dienstag vormittag! alleine deine illustartion ist sehenswert. das nächtliche wandern hat sich bei uns mittlerweile eingestellt, aber es ist in lebhafter erinnerung geblieben 😉
herzlichen gruß
dania
klippspringer sagte:
Das hört wirklich irgendwann auf, das wilde Turnen im Schlaf? Ich kann’s mir noch nicht vorstellen, aber ich glaub Dir das einfach mal. 😀 Ich muss ja gestehen, ich bin in Versuchung, in ein paar Wochen das Brett mal wieder rauszunehmen und zu schauen, wohin er dann so kullert. Na, spätestens im Sommer, wenn es ohne Decke nicht besonders kalt ist. Es ist so rührend, so ein selig schlummerndes Kind vom Fußboden aufzuheben und es ins Bett zurückzulegen.
Und auf der Zeichnung habe ich nicht sinnvollunterbringen können, dass er irgendwann seinen Bären einfach unter den Pyjama-Pulli gestopft hat. So musste er ihn nicht festhalten, und er war trotzdem immer dabei. Als ich das beim Hochheben gemerkt habe, wäre ich fast vor Lachen geplatzt. Das vergesse ich bestimmt auch niemals.
ars pro toto sagte:
Großartig geschrieben. Ein wunderbarer Text voll Witz und Leichtigkeit und Ironie. Und treffend illustriert. Das Schläfchen unter dem Bobbycar besonders!
Liebe Grüße
Sonja
klippspringer sagte:
Gerade mit dem Bobbycar bin ich nicht so arg zufrieden, aber ich bin jetzt trotzdem äußerst freudig errötet – hab Dank, Du!
Ninotschka // Konfettiregen sagte:
Hiihiii.. Sowas von „drollig“ deine Skizze und die Geschichte dazu! Herrlich!
Nina sagte:
Hier ist es wieder einmal so wundervoll.
Schön zu lesen, erheiternd zu betrachten und die Werkelei zu bestaunen.
Ich schicke herzliche Grüße, neben mir auf dem Sofa schlummert der kleine Mensch im Schlafsack, den er auch nicht mehr möchte, aber ohne den er immer unzugedeckt schläft, da ist die Mutter bei nächtlicher Kälte spießig.
Bis bald,
Nina
klippspringer sagte:
Bei drohenden Erkältungen werde ich selbstschutzbedingt auch enorm spießig, oje! 😉
Polyxena1981 sagte:
🙂 Tolle Idee
Liebste Grüße zu dir 🙂