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Mein wunderbarer Lehrer damals im Kunst-LK, der sagte mal ganz nachdenklich zu mir, als wir über meiner hübschen und fast fotorealistischen, aber irgendwie beklemmend wirkenden Paprikaschote-in-Öl kauerten: „Weißt du, man muss auch den Punkt erkennen, an dem es genug ist. Jedes Detail ausarbeiten ist nicht immer wirklich präziser gearbeitet, manchmal verstellt es gerade den Blick auf das Wesentliche. Zum Anfangen braucht es Mut. Zum Aufhören Weisheit.“
Lieber Ernst, ich verfüge noch immer nicht über Weisheit. Aber siehe, Du seltsamster und wunderbarster aller Kunstlehrer unter nicht wenigen seltsamen und ganz überwiegend ebenfalls wunderbaren, bei denen ich je Unterricht hatte: Ich arbeite ganz feste dran! Hier und heute Dir gewidmet, dem Unvergesslichen und Unvergessenen: Meine noch immer unfertige Weisheit in jeder Menge unterschiedlichster Repräsentationsformen! Der ewigschlafende Tiger, der Albino-Tapir, Ele der nahtlos Graue mit seinen Kindern, der Bremer Stadtesel mit der winzigen Hexenkatze auf dem Hintern, die Flugohren mit dem blinden Wüstenfuchs daran, der fast fertige Drache mit den Flügeln, die noch viel zu zart zum Fliegen sind … ach, ihr lieben Viecher, irgendwann kommt eure Stunde.
Mehr Mut und Weisheit, zum großen Teil deutlich näher an einer Punktlandung als meine heutige Sammlung steckengebliebener Geschöpfe-to-be, gibt es beim Creadienstag. Euch da draußen eine Woche voller Ideen!
Mila sagte:
Was für eine Weisheit. Aber in deinem Fall: Her mit den Details! Ich will die Maserung des Chamäleons sehen, den treuen Blick des Esels, die Augen des Wüstenfuchses und und und… LG mila
Sabine / Insel der Stille sagte:
Hallo, liebe Maike!
Auch deine „unfertigen“ Viecher sind schon ein Hingucker. Mir gefallen sie, denn sie regen die Kreativität erst richtig an. So kann man deinen zauberhaften Figuren im Kopf eine ganz eigene Gestalt geben. Ich finde, das hat was – oder?
Das Fach Kunst ist so eine Sache… Da waren auch meine Erfahrungen nicht die besten 😉
LG
Sabine
Zauberflink sagte:
Deine Paprika-Geschichte und die Weisheit Deines Lehrers lässt mich schmunzeln. Auch ich habe es nicht so leicht mit dem Aufhören. Und mir erscheinen eigenen Werke häufig ‚zu krumm und schief‘ dann denke ich meinerseits an den Kunstlehrer der sagte „Erst durch kleine Unregelmäßigkeiten kann Schönheit entstehen“.
Auf die Weisheit der Lehrer 😉
Liebe Grüße von Lena
Sathiya sagte:
Wirklich, wenn Du es nicht eigens erwähnt hättest – ich hätte geglaubt, die Tierchen müssen so aussehen. Bis auf die fehlenden Augen natürlich.
Ich würde jedem einfach noch Augen verpassen, jedem zweiten Schmetterlings-/Fledermausflügel und Neon-Punkte oder so und fertig ist der Zoo! 🙂
Die Paprika-in-Öl-geschichte ließ mich in mich hinein lächeln. Dein Lehrer war ein weiser Mann. Danke, daß Du die Geschichte mit uns geteilt hast!
LG, Sathiya
ars pro toto sagte:
Meiner Meinung nach besitzt Du schon ganz schön viel Weisheit. Überladen sind Deine Tiere nie, die Details tragen eher zum Charme bei, als dass sie ablenken würden. Ich räume ein, dass mir der Albino-Tapir im jetzigen blinden + farblosen Zustand vielleicht besser gefallen mag, als mit Augen und dunkler Haarpracht. (Frag nicht wie viele blinde/unfertige Tiere hier von sich hin dösen.)
Ganz liebe Grüße
Sonja