Hamburg beschenkte die Hamburger dieses Jahr mit einem Osterwetter, das nicht schöner hätte sein können. Vier Tage lang Sonne. So ein Osterfest, das noch lange warm in mir nachsummen wird.
Vom Maskingtape-Baum aus (wir haben eine Forsythie mit dem Limonadenbaum von Pippi Langstrumpf gekreuzt, aber vor der Verpaarung die Limonade aus Letzterem rausgenommen und durch Maskingtape ersetzt. Trägt allerdings nur zweimal im Jahr, und ich empfehle den Anbau in etwas regenärmeren Regionen) beobachten die dort ansässigen Filzmäuse neugierig, aber auch etwas beunruhigt das Treiben im Garten meines Elternhauses.
Ist aber auch ein bisschen gruselig hier! Alte Türen führen in dunkle Gefilde, im Kriechkeller haust Getier und in dem grünen Dingsda ein Flaschengeist. Unsichtbar natürlich. Trotzdem habe ich beobachtet, wie er auch meinen Kleinen schon, aus der Flasche raunend, dazu verleitet hat, ihm Opfer darzubringen. Im Flaschenhals verschwanden mehrere lange Grashalme, ein Smartie und eine kleine blaue Blüte. Was dieses unselige, nun schon in der zweiten Generation mit kostbaren Kleinoden gefütterte Flaschenwesen damit wohl vorhat?
Ansonsten sah alles geradezu verstörend friedlich aus. Der Pflaumenbaum, das Bäumchen, dieser Winzling im Schatten der alten Werkstatt mit ihren blinden Fensterscheiben, blüht überschäumend vor einem gleißend blauen Himmel, durchs Moos und tausend kleine Zweige kämpfen sich tapfer kleine Blumen und halten die winzigen Gesichter in die Sonne.
In der Sandkiste werden Steine eingepflanzt und kurz darauf wieder geerntet, Sandblumen gebacken und Raupen zerbröselt. Natürlich nur durchgetrocknete Raupen, ganz klar. Die anderen bröseln ja nicht, die schmieren.
Bei meinem Streifzug entdecke ich ein Faultier im Baum oder vielmehr einen Faultierbaum (könnt ihr es erkennen? Auf dem linken Bild? Holzfaultiere sind sehr scheu und tarnen sich deshalb gut, und sie bewegen sich nur einmal im Jahr), und wir haben Eichhörnchenbesuch. Es kommt auch näher, aber ich mache nie gute Eichhörnchenfotos, weil ich, wenn sie näherkommen, gucken statt fotografieren muss. Im Garten meiner Mutter treiben sich vier dieser Kobolde regelmäßig herum.
Uralte Erinnerungen. Links auf den Steinen lässt der Kleine Autos fahren und weiß nicht, dass jeder dieser Steine ein Gedenkstein für eins unserer Haustiere ist. Dort, wo das schon reichlich vom Zahn der Zeit benagte Vogelbad steht (wo das Wasser ist? Es handelt sich um ein besonders vornehmes römisches Sandbad, ihr Banausen!), stand mal ein viel größeres, in dem ich Mückenlarven gezüchtet habe, weil ich dachte, die heißen nur so. Kann ich doch nicht wissen, dass aus lustigen Mückenlarven später … Mücken werden. Und direkt daneben steht die Winterrose. Sie blüht am liebsten bei Frost, schon als mein Vater noch lebte, weshalb ich immer an ihn denke, wenn ich sie sehe – zwei Querköpfe. Die anderen Rosen haben beim Sturm neulich, an den nichts mehr erinnert, ordentlich gelitten. Die Winterrose hingegen sieht einfach genau so zerzaust aus wie immer.
Ein sehr großes, wildes Osterei haben wir auch noch gefunden. Und danach hat dann das große, wilde Osterei seinerseits Ostereier gefunden und war nur durch Ballspielen darüber hinwegzutrösten, dass es sie nicht selbst herumtragen durfte. Im Magen. Seinetwegen auch mitsamt Papier, der ist da nicht so. Wenn ihm kalt ist, kann er übrigens seine Zunge als Schal tragen. Ich schicke diese Bilder zum Freutag, weil ich mich so freue, dass der Flaschengeist die Weltherrschaft noch nicht übernommen hat, ich vom Maskingtape-Baum neben unfassbar vielen anderen auch eins mit Tapiren darauf ernten konnte, und darüber, dass Wochenende ist – und das Wetter sieht schon wieder so vielversprechend aus. Euch allen wünsche ich tausend schöne Erinnerungen (und ein paar gruselige, die das Ganze ein bisschen würzen) und ein wunderschönes Wochenende. Mit euren Lieben. Oder auch mal ohne sie. Eine Freundin von mir fährt dieses Wochenende zum ersten Mal seit drei Jahren ganz ohne Kinder weg, auf und davon in die Freiheit, jedenfalls bis Sonntagabend – für sie freue ich mich auch. Macht es euch auf jeden Fall schön!