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Heute hat sich im Bus ein Mädel neben mich gesetzt, mit blütenweißem Kopftuch, sie hat mich ein bisschen an eine ehemalige Mitschülerin erinnert und war auf diese ganz zarte, sehr stille Art hübsch, wie ich es bisher fast nur bei kopftuchtragenden, ziemlich jungen Mädchen erlebt habe. So ohne Raum einzufordern, aber trotzdem ausgesprochen präsent. Ergibt das Sinn? Jedenfalls hab ich sie angelächelt, weil ich mich über die Erinnerung an die Mitschülerin gefreut hab und darüber, dass sie so blumenschön einfach da ist, und nach einer halben Sekunde STRAHLTE sie zurück, mit einer Wucht, dass es mich fast aus dem Fenster gehauen hätte.
Und in dieser halben Sekunde zwischen meinem Lächeln und ihrem in ihrem Gesicht: Überraschung.
So. Es gilt die Unschuldsvermutung. Liebe Welt, zu Deinen Gunsten gehe ich davon aus, ehe das Gegenteil bewiesen ist: Dieses Mädchen war nicht deshalb überrascht, weil sie häufig angemuffelt wird oder so, sondern weil sie einen schlechten Tag hatte und überrascht war, dass so was Kleines, Nettes passiert wie ein Lächeln von irgendeiner Fremden im Bus. Oder sie dachte zuerst, sie kennt mich, konnte mich nicht einordnen, und ich habe Verwirrung für Überraschung gehalten. Dass mich ihre Überraschung so überrascht und auch mitgenommen hat, sagt ja erst mal mehr über mein eigenes Kopfkino aus als über irgendwas anderes – dass ich nämlich angesichts dieser negativen „Vibes“, die da derzeit etwas vermehrt insbesondere durchs Internet schwirren, dem einen oder anderen ist das sicher auch schon aufgefallen, voller Vorurteile gegen Dich stecke, liebe Welt, und gleich so dummes Zeug denke wie: „Ist sie etwa doofe Blicke eher gewöhnt als ein Lächeln, dass sie so überrascht ist?“
Ja, ich gehe mal davon aus, dass es so ist. Shame on me.
Macht mich gerade echt kirre, alles. Bah. Bis auf eine Handvoll meiner eigenen Gedanken aber und einiges, was ich aus lauter Dummheit freiwillig im Internet gelesen habe, ein echt schöner Tag.
mme ulma sagte:
woraus zu schließen ist: die zeit fürs dummzeuglesen lieber durch lächeln füllen. auf dass es viele schöne tage für viele gibt.
klippspringer sagte:
Ganz ohne geht es nicht, finde ich, aber es muss sorgfältig dosiert werden. Gute Faustregel aber wohl tatsächlich: Mehr Lächeln als Lesen.