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Endlich mal wieder ein Filztier nach all der obsessiven Stempelei, und dann gleich ein großes – ein noch etwas undefinierbares Filzgiraffentier, das noch unter die Nadel muss. Die Augen filze ich mittlerweile immer trocken auf, außer bei ganz seltenen Ausnahmen, wo sie gestickt sind (das sind dann meist Tiere, die in Kinderhand gehen, sowie die Elefanten) oder aus Plastik (wie bei den Totemtieren). Aber auch feinere Konturen, Vertiefungen wie etwa die Nüstern, kleine Details bei den Ohren und so kommen erst mit der Nadel hinzu.
Vieles kann man auch problemlos beim Walken erstaunlich genau modellieren, ganz ohne Nadel. Ich will schon seit Ewigkeiten mal verschiedene Stadien fotografieren, habe ja aber immer so arg nasse Hände dabei. Jedenfalls ist es ein ganz deutlicher Prozess – erst ist alles flutschig und rutschig, und man muss sehr vorsichtig sein, damit sich die Wollschichten nicht voneinander lösen. Dann ist alles gut miteinander verbunden („angefilzt“), aber noch weich und teigig. Irgendwann, je nach Wollsorte nach mehr oder weniger irrsinnig viel Geknete, wird die Angelegenheit fester (ich beschleunige das durch gelegentliche, reichlich brachial wirkende Ganzkörperknautschungen). Und dann kommt mein Lieblingsstadium, in dem die Wolle wirklich formbar wird und aus dem Dings allmählich ein Tier wird. Dann schreie ich eigentlich immer verzückt: „Oooooh! Das wird ja doch was!“ Und der Mann sagt mit tagesformabhängig unterschiedlich ausgeprägtem Augenrollen: „Wie absolut unerwartet, wie konnte das denn passieren?“ Aber ich staune tatsächlich immer wieder, dass das wirklich funktioniert. Dass aus dem anfänglichen Woll-Sabsch wirklich ein Tier wird.
Am längsten dauern Beine, vor allem so lange.
Die frisch gefilzte Giraffe ist noch ein bisschen schüchtern.
Vor einem total tarnenden Hintergrund versteckt. Bleibt festzuhalten: Definitiv keine Chamäleontalente.
Marschiert auf staksigen Beinen zum Creadienstag und zu den Dienstagsdingen. Euch (nachdem der Montag schon geschafft ist) eine schöne Woche!
Insel der Stille sagte:
Dank ihres langen Halses hat die Giraffe sicher immer alles im guten Überblick 😉 Auf jeden Fall sehr fotogen, dein scheues Tier und traumhaft schön. Beneidenswert wie Du das immer hinbekommst :-)))
Kreative Dienstagsgrüße gen Norden,
Sabine
klippspringer sagte:
Ja, so ein langer Hals ist ungemein praktisch – ich hingegen, weder mit langem Hals noch mit sonderlich langen Beinen oder überhaupt irgendeiner nennenswerten Länge gesegnet, muss immerzu hopsen. Aber ist ja auch Sport. 😀
Caro | NATURKINDER sagte:
Unglaublich schön!
klippspringer sagte:
Dankeschön! Dafür kann ich gar nicht stricken, was Dir ja offenbar formidabelst liegt! 😉
Stitched Teacups sagte:
Die Giraffe ist unheimlich hübsch geworden. ❤
Über Work in Progress-Fotos würde ich mich tatsächlich freuen, aber nasse Finger sind da natürlich wirklich hinderlich…
Liebe Grüße,
Sabrina
klippspringer sagte:
Sehr hinderlich! Und der Mann macht immer so komische Grunzlaute, wenn ich ihn im Zehnminutentakt zum Knipsen auffordere, da bekommt man direkt Angst, dass er sich in ein Wer-Irgendwas verwandelt, wenn man ihn zu arg reizt. In eine Werhummel zum Beispiel. Und will man das riskieren? oO
Stitched Teacups sagte:
So niedlich ich Hummeln an sich finde, eine Werhummel würde ich nun doch nicht im Haus haben wollen.
Alice sagte:
Sooo schön! Bewundernswert!
LG,
Alice
made with Blümchen sagte:
Liebste Maike,
Wenn Du immer so nasse Hände hast, vielleicht kann Dich mal jemand zweiter mit trockenen Händen beim Fotografieren unterstützen? Zum Beispiel eine spontane aber deinem Hobby geneigten Besucherin im hohen Norden, die noch dazu versteht, wo sie auf die Details fokussieren muss und wo eher aufs ganze Geschehen? Dein Staunen „dass da was draus wird“ kann ich nachvollziehen, auch wenn ich noch nie gefilzt habe. Für mich ist das ja ein absolutes Mysterium, wie das überhaupt funktionieren kann, dass du aus einem Wollhaufen ein wohlgeformtes Giraffentier herausbekommst. Faszinierend.
lg, Gabi (die hier schon für eine bestimmten Aktion werkelt, über die wir uns noch mal unterhalten müssen – daher tu ich hier sehr geheimnisvoll und mysteriös 😀 )
klippspringer sagte:
Huch! Das klingt aber wirklich höchst mysteriös! 😀 Bin flitzbogenmäßig gespannt!
Für mich ists auch noch immer ein Mysterium, ganz ehrlich. Jedes hier (nass) entstehende Filztier trocknet auf der Heizung oder sommerwärts auf der Fensterbank, und am nächsten Morgen explodier ich aus dem Bett, renne hin und quietsche es an. Nichts macht mich so effektiv zur Frühaufsteherin wie ein nassgefilztes Tier, bei dem ich am nächsten Morgen nicht ganz sicher bin, ob ich es nicht vielleicht nur geträumt habe.
Trocken gefilzte Tiere: Das verstehe ich, die mag ich auch, aber sie werden weder angequietscht noch durchgeknufft noch wird ihre Existenz in Zweifel gezogen. Dieser Moment aber, wo aus Blubberblubberglitschflatsch ein Körper wird, ein richtig substanzieller, spürbarer, fest in sich geschlossener Körper … das ist und bleibt für mich unfassbar.
ninakol. sagte:
Hallo!
Ja bitte, ich würde mich sehr über Ablauffotos freuen, ich finde Deine Figuren immer so wunderbar und kann mir gar nicht vorstellen, wie Du die immer so *echt* fertig stellst, bei mir würden so viele Sachen schief und krumm…definitiv nicht so lebensecht.
Ganz liebe Grüsse, Nina
klippspringer sagte:
Ich denke ganz oft bei Filztieren, die nicht so ganz doll gut aussehen: Die sind noch nicht fertig. Viele hören zu früh auf. Nach dem Stadium, wo die Wolle sich verfestigt, kommt noch das Stadium, wo man wirklich modellieren kann, aber dazwischen liegt eine Phase, wo scheinbar nichts mehr passiert. Und da hören viele Leute auf, vielleicht in der Annahme, dass jetzt Ende der Fahnenstange ist, tut sich ja (erstmal) nix mehr.
Ach, ich habe doll Lust darauf, Ablauffotos zu zeigen und darüber zu schwadronieren, merke ich gerade!
Centi sagte:
Ja, also da bin ich auch dafür. 😀
Hat deine Giraffe eigentlich Draht in den Beinen oder hält die sich ganz aus eigener Filzkraft aufrecht?
klippspringer sagte:
Aus ureigener Filzkraft! 😉 Mit Draht filze ich sehr ungern, da kann man nämlich nicht das ganze Tier zu einem großen Klumpen zusammenballen und fluchend darauf herumhüpfen.
Centi sagte:
Oder halt nur einmal! 🙂
klippspringer sagte:
Ja, das wäre definitiv ein geeignetes Projekt, um das Wort „irreparabel“ anschaulich zu illustrieren! 😀
arsprototo sagte:
So von einer zu kurzgeratenen Hopserin zur anderen: Hehe, ich mach Deinen geekigen Sprachwitz ;-))). Fast noch mehr, als Deine handwerklichen Kreationen. Aber eben nur fast. Weil in die muss man sich einfach vergucken (da hätte auch der beste Tarnhintergrund nix geändert)…
Liebe Grüße, Du Genie!
Sonja
klippspringer sagte:
Wenn Du solche Kommentare schreibst, bin ich den halben Tag tiefrot. 😀 Ich mag doch Deine Sachen auch so schrecklich gern!
Manu sagte:
Sieht die schön aus! Ich kann so was ja nicht und bin immer wieder ganz erstaunt wie aus so einem Berg Wolle so was schönes entsteht. Unsere Kids durften früher immer zu Filzkursen und haben da auch richtig tolle Tiere gezaubert. Ich kann das nicht, mir ist das zu anstrengend und danach tut mir die gesamte Schulter weh. Seufz! Umso gerner schau‘ ich mir die schönen Filztiere bei anderen an!
LG zu Dir
Manu
klippspringer sagte:
Urgs, das mit der Schulter hatte ich auch mal, hat sich zum Glück wieder gegeben – ich filze seltsamerweise am liebsten auf dem Boden, da tut mir dann nix weh (allerdings lege ich beim Aufstehen manchmal originelle Stunts ein, dank eingeschlafenem Fuß).