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Miss Sophie ist ein anständiges junges Mäusefräulein aus gutem Hause, Stolz ihrer Eltern, tüchtig, fleißig und wohlbehütet.
Miss Sophie hat keine Lust mehr, anständig zu sein. Und wohlbehütet auch nicht.
Das kannst du nicht tun, du darfst deine Eltern nicht enttäuschen, du hast doch Verpflichtungen, die Welt da draußen ist gefährlich, weißt du denn nicht, wie viele kleine Mäusemädchen täglich von Krähen zerhackt, von Katzen zerrissen, von Hunden verspeist, von Pferden zertreten, von Autos geplättet, von Menschen erschlagen werden, von Wind und Wetter zerzaust, wenn sie nicht gleich hungers sterben … und dein schönes weißes Fell? Und was wird bloß Tante Anastasia sagen?
Egal, denkt Miss Sophie. Sie ist jung und dumm, und sie weiß es nicht besser. Finden ihre Eltern und Onkel und Tanten und alle sonstigen Anverwandten, und das sind viele. Drum bricht sie in Nacht und Nebel auf. Heimlich. Ein neues Leben wartet schon auf sie, denkt sie sich munter, sie muss es nur finden.
Kleine Miss Sophie, das Leben hat die Angewohnheit, dich zu finden. Warte mal ab. Aber komm erst mal heil hierher, nach Hamburg. Das möchte sie nämlich, weil man Hamburg auch das Tor zur Welt nennt, und das gefällt ihr gut.
Ich werde berichten, wie es ihr ergeht. An jedem Mäusemontag. So lange es eben dauert, das kleine Mäuseleben.
(Aber heute wandert Miss Sophie erst noch mal beim Creadienstag vorbei und bei den Dienstagsdingen, denn noch ist ihr Leben sehr unordentlich und schlecht zu planen.)