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Sie hat einen Gedanken, die Synapsen in ihrem Hirn feuern, und das Signal wird durch ihre Nervenbahnen weitergeleitet und lässt unzählige Muskeln kontrahieren. Ihre Finger strecken sich, ihr Arm bewegt sich nach vorn und ganz leicht nach rechts, der Oberkörper beugt sich vor, ihr Blick richtet sich auf ihr Ziel, die Hand öffnet sich noch ein wenig mehr – es ist übrigens die rechte Hand, nicht die linke -, dann schließen sie sich wieder, ergreifen etwas vom Schüsselinhalt, die Muskeln kontrahieren immer noch, und sie hebt die immer noch rechte Hand nach oben und ganz leicht zurück nach links und wirft sich ein paar Chips in den offenstehenden, mittig unten in ihrem Gesicht befindlichen Mund.
Nein, das ist kein Originalsatz, so schlimm habe ich es noch nie erlebt, und so fänd ich es ja schon wieder komisch. 😀 Aber ich wüsste wirklich, wirklich gern, warum so viele Autoren es für wichtig halten, ihre Leser stets gründlichst über rechts und links aufzuklären (und auch so allerlei anderes). Ich jedenfalls habe mich noch nie bei einem Satz wie
Das Huhn fiel um und landete auf dem Rücken.
darüber geärgert, dass mir die Information, in welche Richtung es denn fiel, schmählicherweise vorenthalten und erst im Nachgang beiläufig mitserviert wird, und auch bei einem Satz wie
Er schmetterte ihm die Faust mitten ins Gesicht.
habe ich noch nie, das schwöre ich, noch nie hektisch und mit kaum zu bezähmender Aufregung gefragt: „Ja, aber welche Faust? WELCHE?!?!?“
Zurück an die eben kurz unterbrochene, am Schreibtisch stattfindende Arbeit!
Centi sagte:
Ganz genau! Man sollte bei jedem Text und bei jedem Satz prüfen, ob man sich nicht auch kürzer fassen kann.
Es hat mich schon in der Schule immer so aufgeregt, wenn für eine Deutschklausur „mindestens acht Seiten“ vorgeschrieben wurden. Wenn ich den Inhalt auch auf vier Seiten unterbringe, ist das doch fast immer besser und nicht schlechter.
Gnarf.
klippspringer sagte:
Ich prüfs ja auch nicht bei jedem Satz, aber ja, so ein Grundbewusstsein dafür ist schon eine gute Sache. Mir geht ja bei Romanen dieses Rechts-Links-Getue ganz besonders auf die Nerven – oft hat jemand die Szene halt spiegelverkehrt im Kopf und stolpert immer wieder drüber, oder es ist immer so ein kurzes Überlegen – ich streiche da fast alles weg, meinethalben kann ja am Anfang einer Szene die Bar gern links im Raum sein, aber danach wird sich umgedreht, nicht nach links oder rechts, einfach weil es so irre belanglos ist und nichts als Ballast, der den Lesefluss nicht im Mindesten fördert, im schlimmsten Fall sogar empfindlich stört.
Ja, die „mindestens acht Seiten“ fand ich auch immer doof. Wobei ich gestehen muss, dass mich, die ich furchtbar zum Labern neige, eine „maximal acht Seiten“-Begrenzung wohl in meiner schulischen Karriere schwerer getroffen hätte. 😀
ninakol. sagte:
Oh Oh,…ich neige auch zu Bandwurmsätzen.
Aber ganz abgesehen davon, vielleicht bringt die Frau ja gleich wen um und der Pathologe erkennt anhand von *wer weiss noch was* sofort das der Täter ein *wasauchimmerHänder* ist und nur so kann der Fall gelöst werden
Aber ich verstehe Dich so gut
Seltsamer Text
Trotzdem ein gutes Wochenende, hoffe Ihr bekommt auch etwas Sonne
Liebe Grüße
Nina
klippspringer sagte:
Den Text gab es ja zum Glück nicht in echt, der ist schwer übertrieben. 😉 Sozusagen ein Verzweiflungsgebrüll, weil sich bei mir so viele kleinteiligere unnötige Informationen angestaut haben, dass ich mir einfach mal Luft machen musste.
Wetter ist hier herrlich, dankeschön, das hat ja prima geklappt mit Deinen guten Wünschen – ich hoffe, bei euch ist es auch schön!
ninakol. sagte:
Hi! Ja, hier ist es schön und schwüh, richtig Wuchs Wetter, richtig für den Mai!
Vor allen Dingen morgens ist es wunderbar! Hoffe, Luft ist jetzt bei Dir wieder da! LG
Stitched Teacups sagte:
Halte durch! Alles wird gut. Also, wenn du damit fertig bist. 😀
Liebe Grüße, Sabrina
klippspringer sagte:
Baldbald. Baldbaldbald. Und dann kommt der nächste Text. 😀 Danke!
Lutreolina crassicaudata sagte:
Bei dem Satz: „Das Huhn fiel um und landete auf dem Rücken.“ würde ich gar nicht auf die Idee kommen, mich zu fragen, ob rechts oder links.
Hintenübergekippt. Fertig. 😀
klippspringer sagte:
Das Beispiel stammt übrigens wirklich aus dem echten fiktiven Leben, allerdings war es kein Huhn, sondern, glaube ich mich zu entsinnen, ein Ork oder so. Er fiel nämlich „rücklings mit einer [und nicht etwa zwei oder drei] leichten Neigung nach links [und nee, nicht politisch, was ich ja löblich fände]“ um, und zwar auf den Rücken, werde ich nie vergessen. Es war vollkommen irrelevant, dieser Linksdrall, er trug da keine Waffe, in die er hätte stürzen können, er war nicht verletzt und stürzte gar grauslich nochmal genau auf die Wunde oder so … es handelte sich um reines Autorenkopfkino, das der Autor verzweifelt exakt zu beschreiben suchte, ohne auch nur dunkel zu ahnen, dass es den Leser womöglich nicht ganz so arg interessiert wie etwa der berühmte Sack Reis in China. Und dass er auch gar kein Drehbuch schreibt, sondern einen Roman. Ich habe die leichte Drehung ohne viel Federlesen (und mir der größe der Angelegenheit in keinster Weise bewusst) gestrichen und erhielt zu meiner nicht gelinden Verblüffung fast eine DIN A4-Seite an Begründungen, weshalb diese Drehung unverzichtbar sei.
Man lernt viel über die menschliche Seele beim Lektorieren, das ist mal sicher. 😀
made with Blümchen sagte:
Ein kleines Büchlein, das mein Verständnis von guten Texten sehr geprägt hat, heißt „The Elements of Style“. Darin wird ein Literaturprofessor zitiert, der seinen Studierenden gebetsmühlenartig predigte: „Omit needless words! Omit needless words!“ Knapper und treffender kann man das auch gar nicht mehr sagen. Immer wenn ich den Text eines Blogposts nach dem ersten Rausschlazen überarbeite, habe ich das im Kopf. Knapp, klar, schön. Gotik statt Barock. lg, Gabi
klippspringer sagte:
Daran könnte ich mir mitunter durchaus so ein bis drei Beispiele nehmen, hihi!
zauberflink sagte:
Hahaha!!! Danke 🙂 🙂