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Morgens, als der Mann losgeht, trödle ich heute noch mit dem Hund im Bett rum, bis das Kind angesprungen kommt. Heute springt es aber viel weniger als sonst. Mir fallen die Rumpelwichte ein: „Hupft nicht mehr!“ Zum Glück fehlt dem Kind nichts weiter bis auf einen akuten Anfall von Niemandweißgenaues. Eigentlich übernimmt heute meine Schwester das Homeschooling, und das Kind sagt beim Frühstück, dass es hingehen kann, aber es wirkt wenig überzeugend. Geht er in dem Zustand zur Schule, kommt gegen Mittag ein Anruf, so die Erfahrung. Ich weiß nicht, wie ich das heutige Pensum schaffen soll, beschließe aber, ihn hierzubehalten.

Gestern hab ich einen Mäusebussard angefangen, hatte keine Lust mehr und hab stattdessen eine Bussardmaus gekritzelt (mit Bussard dazu, erkennt ja sonst niemand). Mir fällt auf, dass ich das Feuer vom Jetpack vergessen habe. Parbleu. Schnell nachgeholt.

Meine Schwester kommt vorbei und stellt mir Kaffee hin. Ich trinke nur solchen, tut mir leid, ich weiß, das ist gar keiner. Hab keine Ahnung, ob er wacher macht, bin aber zum Glück auch gar nicht wirklich müde.

Das Kind hatte sich noch mal hingelegt, dann aber nach seinem Skizzenbuch verlangt (er zeichnet immer morgens was, ich abends). Meine Schwester setzt sich dazu und liest etwas vor. Unterricht light für das vielleichtkranke Kind. Auch der Hund möchte dabeisein, aber er passt sehr auf, nicht aus Versehen zu viel zu lernen.

Ich lektoriere derweil vor mich hin (aus Diskretionsgründen hier nicht das aktuelle Manuskript 😉 ), lausche ab und zu auf die Stimmen von nebenan und hab richtig gute Laune, weil alles sehr gemütlich ist und alle zufrieden sind. Ahne schon, dass ich heute nicht schaffen werde, was eigentlich sein muss, und entschuldige mich im Vorwege beim Sonntag, den ich zur Hälfte im Büro verbringen werde – sei’s drum.

Hund hat großes Glück, statt einer minimalen Runde um den Block geht er mit der besten Schwester der Welt auf eine hochanständige Teichrunde. Zurück kommt er mit einem neuen Freund. Es ist ungefähr sein elftes Plüschtier, ich hab den Überblick verloren, aber tatsächlich kennt er alle ganz genau, und wenn er ein bestimmtes sucht und nicht findet, kann man ihn mit den anderen nicht trösten.

Dem Kind bringt sie auch ein Kuscheltier mit – ein Faultier (mit aufgestickten Augen, das Kind kann also darauf rumkauen, ohne dass es an abgebissenen Knopfaugen zu ersticken droht. Sehr umsichtig!). Dem Kind entgeht die subtile Anspielung, und es ist ganz selig vor Freude. Eigentlich soll das Faultier nicht hier wohnen, sondern bei meiner Mutter, aber es wird fest umklammert, und es wird mit großen Augen darum gebeten, dass es das Wochenende hier verbringen darf. Da machste nix.

Mittags gibt es Nudelsalat. Ich hab vergessen, ihn zu fotografieren, aber Holzpilze sind ja auch sehr hübsch.

Den ganzen Tag über liegt das Kind im Bett rum, zeichnet, baut Lego oder erzählt dem Hund zärtlich, dass er weiche Ohren hat, die Zunge beim Schlafen nicht immer raushängen lassen soll, bis sie antrocknet, oder dass er so süß ist, dass man fast reinbeißen muss. Es sei denn, es zockt (eine Stunde, und er hört pünktlich auf, ohne dass ich was sagen muss, und ich bin so erleichtert, dass ich mich kurz am Stuhl festhalte, um nicht zur Decke hochzuschweben) oder guckt ein paar Folgen einer Serie (er stellt sie ganz leise und hört zur vereinbarten Zeit auf. Meine Damen und Herren, sehr verehrtes Publikum, ich weiß auch nicht, was los ist, ganz normal ist das jedenfalls nicht … sonst muss ich mich allermindestens streng räuspern. Allermindestens!). Ich mache nix bis auf Arbeiten und werde trotzdem nicht ansatzweise fertig.
Gegen 18 Uhr kommt der Mann nach Hause, und meine Schwester kommt ebenfalls wieder. Wir sortieren den Stundenplan für die kommende Woche (Montag und Dienstag hab ich, das überleg ich mir am Wochenende).

Danach zockeln meine Schwester und ich noch mal mit dem Hund los. Abends verwandelt er sich in einen Drachen, allerdings ungeflügelt. Weils echt kalt ist, trägt er kleidsamerweise noch ein T-Shirt vom Kind drunter. Er guckt so, wie ich auch gucken würde. Wenn er wedelt, blaut es ganz wundervoll beschwingt um seinen Wackelschwanz, weil das Shirt ein bisschen zu lang ist. Ich will seit drei Wochen einen vernünftigen Mantel nähen, aber ganz ehrlich, vor Mitte Mai wird das nix mehr, bis dahin jagt eine Deadline die andere, und ich will mich ja jetzt schon erschießen, dabei ist erst Mitte Februar.
(Na gut, ich will mich gar nicht wirklich erschießen, ich bin heilfroh über die Auftragslage, aber … na, ihr wisst schon.)

Unterwegs Apfeltasche vom ollen großen M. Sue me! Muss man das als Werbung kennzeichnen? Ist voll ungesund, esst den Scheiß bloß nicht.

Es ist so wunderschön draußen, dass uns der Spaziergang ein bisschen eskaliert. Wir reden manchmal fünf Stunden am Stück ohne Pause, da ist die eine Stunde heute echt gar nix. Der Hund ist im letzten Jahr aus lauter Verzweiflung stocktaub geworden. Ich bin manchmal ganz fassungslos, dass so prachtvoll hübsche Ohren aufhören können, zu funktionieren.
Auf dem Rückweg dackeln wir noch schnell im Büro vorbei und schließen einen Monitor an. Jetzt ist das Büro startklar fürs Wochenende. Meine Schwester geht nach Hause, und ich tröte mit dem Mann über unseren jeweiligen Tag, dann arbeite ich noch ein paar Stunden.

Skizzenbuch ist jeden Tag, das ist hier dieses Jahr ganz streng geregelt. Man darf aber auch nur einen Kringel machen oder die Seite vollkritzeln oder „Ich hab keine Lust“ schreiben, Hauptsache, Skizzenbuch auf und Stift rein. Ich nehme mir fest vor, nur einen Kringel zu zeichnen, es wird aber doch mehr. Vielleicht ein ganz klein wenig selbstmitleidig, das will ich nicht vollkommen ausschließen.

Jetzt ist es drei Uhr nachts, ich hab mindestens ein Foto zu viel, von wegen zwölf, und ich hör noch ein bisschen Musik und geh dann ins Bett. Gute Nacht!

(Mehr 12 von 12 bei Draußen nur Kännchen.)